ihr lieben,
ich habe wunderschöne, aber auch grausame ferien hinter mir und jetzt plagt mich langsam das schlechte gewissen.
verabredungen über verabredungen und gestern der höhepunkt, endlich ist mein freund zurück aus london und die wiedersehensfreude war unbeschreiblich. kurzum, alles wäre gut, wäre ich nicht in der oberstufe und hätte eine facharbeit zu schreiben! aber wie das nunmal so ist, bei mir siegt immer das herz anstatt der verstand, und so telefoniere ich gerade schon wieder mit ihm und sehe mir die bilder von gestern an.
soo, dann wollte ich euch mal eines meiner werke von gestern nacht zeigen. da ich leider fast nicht schlafe nutze ich meistens meine zeit dafür, musik zu hören und zu machen und dabei komme ich oft in eine art rausch.. schreibe und schreibe und weiß danach nicht mehr was es war! naja, jedenfalls bin ich gespannt, was ihr so dazu sagt.
Wir haben hohe Gebäude aber eine niedrige Toleranz, helle Lampen aber eine dunkle Vergangenheit, verbrauchen viel obwohl wir nicht viel haben, sind laut, wenn wir uns nach Stille sehnen, geben vor, stark zu sein, meistens dann, wenn wir am schwächsten sind. Wir tun alles, um irgendeinen Schein zu wahren, obwohl wir ehrlich sein möchten. Wir leben schnell, obwohl wir jeden Moment genießen möchten. Wir planen das Unplanbare, glauben nicht an Schicksal und wenn es uns dann doch widerfährt nennen wir es Zufall. Es fällt uns schwer zu vertrauen, obwohl wir uns einfach nur auf jemanden verlassen möchten und Geborgenheit suchen und wissen, dass all das nur im Zusammenspiel mit Vertrauen zu finden ist. Das, was wir als naiv bezeichnen, ist eine Gutgläubigkeit, die wir gern verinnerlichen würden, hätten wir nicht ein grundsätzliches Misstrauen den Dingen gegenüber und unendlich viele schlechte Erfahrungen. Um uns anzupassen an die Menschen, die wir verachten, weil wir in einer Gesellschaft aufwachsen, in der Egoismus ein richtiges Mittel zum überleben ist, würden wir so ziemlich alles tun. Wir haben größere Häuser, aber kleinere Familien, eine steilere Karriere aber wir vergessen, was Freundschaft bedeutet. Wir sehen zu viel fern, lesen zu wenig, denken zu rational und sind zu wenig begeisterungsfähig. Weil wir Perfektionismus nicht mehr als Unmöglichkeit ansehen haben wir vergessen, dass kleine Fehler und Mängel das sind, was einen Menschen oder eine Sache eigentlich ausmacht. In dieser Zeit lachen wir zu wenig, fahren zu schnell, gehen zu spät schlafen und stehen zu früh wieder auf. Wir sind schnell reizbar und reden zu wenig miteinander. Wir lieben zu wenig und hassen zu oft. Wir wissen, wie man zu Geld kommt und sein Leben finanziert, aber wir wissen nicht, wie man lebt. Der Mond ist uns nicht mehr Fremd, wir haben das ganze Weltall erobert, kommen aber nicht bis zur Tür unseres Nachbarn und kennen uns selbst nicht mehr. Durch die Schnelllebigkeit haben wir verlernt, geduldig zu sein und zu warten. Es ist die Zeit der vielen Möglichkeiten, die entweder als selbstverständlich angesehen oder nicht genutzt werden; die Zeit des fastfoods und der Oberflächlichkeit. Es ist die Zeit der Pillen, die alles mit uns machen können: sie erregen uns, beruhigen uns, halten uns am leben oder töten uns. Die Zeit, in der die Fassade eines Hauses wichtiger ist als seine Zimmer. Trotzdem darf man nicht vergessen, was einem wichtig ist. Sagt ein Kuss nicht mehr als tausend Worte, ist es zu viel verlangt, nicht austauschbar sein zu wollen? Warum kann man einem Menschen, den man liebt, das nicht auch einfach sagen? Haben wir denn vergessen, dass es uns selbst unbeschreiblich glücklich machen kann, wenn wir anderen eine Freude bereiten und dass ein Mensch ohne liebe zwar existieren aber noch lange nicht leben kann?
"instead of feeling your skin, I feel the rain on mine."
nunja, genug für den moment.
vielleicht schreibe ich nachher nochmal.
bis dann,
eure lotti